Geschichte des Weihnachtsbaumes

Geschichte des Weihnachtsbaumes

Wo kommt er eigentlich her, der Weihnachtsbaum?
Na klar, Ihren Weihnachtsbaum bekommen Sie bei uns. Und wir haben ihn von draußen, von einem unserer Felder.
Aber wer hat einst damit angefangen, kurz vor Heiligabend einen Tannenbaum ins Wohnzimmer zu schleppen, ihn feierlich und festlich mit der Familie zu schmücken und die Geschenke unter ihm auszubreiten? Und warum eigentlich?

Wenn es um alte christliche Traditionen geht, werden schnell unsere heidnischen Vorfahren, die Germanen verdächtigt, aus übersinnlichem Aberglauben ein generationenüberdauerndes Brauchtum zusammengebastelt zu haben. So liest man oft, dass die Germanen zur Wintersonnenwende Tannenzweige in ihren Dörfern verteilten. Denn sie verehrten den Tannenbaum als Symbol ewiger Lebenskraft – warum auch nicht? Schließlich bleibt er immergrün, auch in bitterster Kälte, wenn die Blätter seiner Laubbaumkollegen längst jeglichen Halt verloren haben.

Aber erst etwas später, nämlich im Mittelalter, tauchten die ersten geschmückten Tannenbäume auf. So war es eine Zunft, die nach entsprechenden Erwähnungen in Überlieferungen 1419 einen Nadelbaum aufstellte: Die Freiburger Bäcker schmückten die Zweige mit Nüssen und Früchten, an denen sich die Kinder allerdings erst an Neujahr gütlich tun durften.

Dass sich Menschen Tannenbäume kauften, um sie ins heimischen Wohnzimmer zu tragen, wurde hingegen erst 1535 das erste Mal für die Nachwelt dokumentiert. So wurde in Straßburg mit kleinen Eiben, Stechpalmen und Buchsbäumchen gehandelt, die sich die Leute in ihre Stuben hängten. Allerdings erleuchtete der Baum damals noch nicht im flackernden Kerzenschein.

Bei uns hier im Norden stand der erste Tannenbaum – jedenfalls laut Aufzeichnungen – 1570 im Zunfthaus zu Bremen. Laut Zunftchronik war der kleine Baum mit Äpfeln Nüssen, Datteln, Brezeln und Papierblumen bestückt. Zu Weihnachten durften sich die Kinder der Zunftangehörigen ordentlich über die Leckereien hermachen, als sie den Weihnachtsbaum „abschüttelten“, wie man diesen spaßigen Brauch nannte.
Auch andere Zünfte hatten ihren Christbaum, so liest man von den Schneidern aus Basel, die 1597 mit einem immergrünen Baum, mit Äpfeln und Käse behängt, unterwegs waren.

Die katholische Kirche übrigens zeigte sich nicht ganz so glücklich damit, dass die Leute sich Weihnachtsbäume in die Häuser holen wollten. Ihrer offiziellen Meinung nach reichte die kirchliche Weihnachtskrippe mit ihrem Tannenbaum voll und ganz für die Symbolik. Der Weihnachtsbaum wurde als heidnischer und gefährlicher Brauch abgetan. Tatsächlich ging es den Kirchenvertretern wohl eher um ganz weltliche Interessen: Da große Waldgebiete im Besitz der Kirche waren, fürchtete man die Gläubigen, die auf der Suche nach dem perfekten Christbaum die Wälder kahlschlugen. Tatsächlich wurden geschmückte Weihnachtsbäume erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts in katholischen Kirchen erlaubt.

Von den kirchlichen Verboten ließen sich die Menschen indes so gar nicht beeindrucken: der neue Brauch verbreitete sich im Laufe des 17. Jahrhunderts in den Zünften von Stadt zu Stadt und gelangte schließlich in die Privathäuser. Dort waren dann der Phantasie kaum noch Grenzen gesetzt, wenn es ums Schmücken ging. Da sich zunächst vor allem hohe Beamte und wohlhabende Familien Tannenbäume in die Stube stellten, war der Christbaumschmuck so eine Art Statussymbol. Man liest von Papierrosen, Äpfeln, Oblaten und „Zischgold“. Zischgold, das waren dünne Flitterplättchen aus gewalztem vergoldeten Metallblech, die im Luftzug raschelten und zischten. Genau, der Urgroßvater unseres heutigen Lamettas.

Die ersten Christbaumkerzen flackerten dann ab 1730, allerdings zunächst nur bei evangelischen Familien.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts trat der Weihnachtsbaum seinen großen Siegeszug an und überschritt sowohl Standes- als auch Religionsgrenzen. Er wurde zu einer Art Sinnbild des Deutschtums und ein integraler Bestandteil des hiesigen Weihnachtsfests. Deutsche Adelsfamilien schließlich verbreiteten den weihnachtlichen Brauch vor allem durch ihre verwandtschaftlichen Bindungen in ganz Europa, Auswanderer und deutsche Soldaten auf der ganzen Welt. So wurde 1891 der erste Weihnachtsbaum vor dem Weißen Haus in Washington aufgestellt.

Aber egal, woher er auch kommt und wo er heute steht, der Weihnachtsbaum ist nach wie vor das zentrale Symbol familiärer Besinnlichkeit.
Und dass wir mit unseren Tannenbäumen genau dazu beitragen dürfen, erfüllt uns mit großer Freude!